Laurens Patzlaff Opernparaphrasen mit identischen Themen von Franz Liszt und Sigismund Thalberg und ihre Bedeutung für die Klavierimprovisation im 19. Jahrhundert

En bref

28. Mai 2025
um 9:30 Uhr

Hochschule für Musik Freiburg
Mendelssohn-Bartholdy-Platz 1, 79102 Freiburg im Breisgau
Senatsaal

Eintritt frei

 

     Laurens PATZLAFF verteidigt am Mittwoch, den 28. Mai 2025, seine Dissertation in Musikinterpretation und -komposition mit dem Titel „Opernparaphrasen mit identischen Themen von Franz Liszt und Sigismund Thalberg und ihre Bedeutung für die Klavierimprovisation im 19. Jahrhundert”, die unter der wissenschaftlichen Betreuung von Ludwig HOLTMEIER (Pr. Dr. für Musikthorie an der Hochschule für Musik Freiburg, Rektor des College GLAREAN, Rektor der Horchule für Musik Freiburg) und unter der küstlerischen Betreuung von Helmut LÖRSCHER (Pr. für Improvisation an der Hochschule für Musik Freiburg, Mitglied des College GLAREAN), an der Hochschule für Musik Freiburg, und mit Unterstützung des College GLAREAN et des ITI CREAA.

     Die Disputation findet in zwei Schritten statt:

  • um 9:00 Uhr, die audiovisuelle Aufzeichnung der künstlerischen Abschlussperformance der Dissertation vom 9. Februar 2024 gezeigt, gefolgt von einer Diskussion mit der Jury;
  • um 10:30 Uhr, die Disputation der Dissertation.

Zusammensetzung der künstlerischen und wissenschaftlichen Jury

     Die künstlerische und wissenschaftliche Jury setzt sich zusammen aus:

  • Hans AERTS, Pr. Dr. für Musikthéorie an der Hochschule für Musik Freiburg (Deutschland)
  • Ludwig HOLTMEIER, Pr. Dr. für Musikthéorie an der Hochschule für Musik Freiburg (Deutschland)
  • Helmut LÖRSCHER, Pr. für Improvisation an der Hochschule für Musik Freiburg (Deutschland)
  • Mathieu SCHNEIDER, Pr. Dr. für Musikwissenschaft an der Université de Strasbourg (Frankreich)

Zusammenfassung

     Forschungsgegenstand der vorliegenden Dissertation sind Opernparaphrasen von Franz Liszt und Sigismund Thalberg. Es wurde untersucht, welche unterschiedlichen Vorgehensweisen Thalberg und Liszt beim Bearbeiten der Opernvorlagen anwenden. Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit herzustellen, wurden Paraphrasen gewählt, die sich jeweils auf eine Oper beziehen und mindestens ein Thema beinhalten, das von beiden Komponisten bearbeitet wurde. Außerdem wurde untersucht, ob die Werke eine Verbindung zur Improvisationspraxis des 19. Jahrhunderts aufweisen. Um die historischen Rahmenbedingungen zu beleuchten, wurde zunächst das noch wenig erforschte Leben und Wirken des ,Pianiste-Compositeur‘ Sigismund Thalberg in den Fokus gerückt. Sein Klavierspiel, seine Kompositionen und seine Verbindung zu Liszt wurden durch diverse Zeitungsberichte von Zeitzeugen ,illustriert‘. Die darauffolgenden ausführlichen Analysen der Paraphrasenpaare erfolgten hauptsächlich nach motivisch-thematischen Gesichtspunkten aus der Perspektive eines künstlerisch-forschenden Pianisten und Improvisators. Im Anschluss daran wurden einige Phänomene aus den Kompositionen, die eine Nähe zur Improvisation aufweisen – wie z. B. Introduktionen, Kadenzeinschübe, verschiedene Arten der Motivverarbeitung, Begleittechniken, Collagentechnik etc. – genauer untersucht. Es konnte festgestellt werden, dass in den Paraphrasen beider Komponisten ein improvisatorischer Gestus vorherrschend ist. Liszt Paraphrasen sind dennoch nicht als niedergeschriebene Improvisationen zu verstehen. Es handelt sich vielmehr um genaustens ausgearbeitete Kompositionen, die in nahezu jedem Takt eine Verbindung zum Opernoriginal herstellen und gleichzeitig einen starken Fokus auf einer ‚dramatisierenden‘ Darstellung der Themen haben. Thalberg hingegen verwendet wesentlich mehr eigenes musikalisches Material. Seine Werke stehen der Improvisation näher, haben aber weit weniger ,dramatische Extreme‘. Im letzten Teil der Arbeit wurde in verschiedenen Versuchen der Frage nachgegangen, welche aus den Analysen gewonnene Erkenntnisse sich auf meine künstlerische Improvisationspraxis übertragen lassen. Es konnte festgestellt werden, dass sich einige der oben genannten Phänomene (z. B. Introduktionen und Kadenzeinschübe) hervorragend zum Improvisieren eignen und durch gezieltes Üben meine individuellen improvisatorischen Fähigkeiten bereichern und verbessern konnten.

     The subject of this dissertation is opera paraphrases by Franz Liszt and Sigismund Thalberg. It was investigated which different approaches Thalberg and Liszt used when creating parpahrases on the operas. In order to achieve the best possible comparability, paraphrases were chosen that refer to one opera each and contain at least one theme that was worked on by both composers. It was also investigated whether the works have a connection to the improvisational practice of the 19th century. In order to shed light on the historical context, the focus was first placed on the still little-researched life and work of the 'Pianiste-Compositeur' Sigismund Thalberg. His piano playing, his compositions and his connection to Liszt were 'illustrated' by various newspaper reports from contemporary witnesses. The subsequent detailed analyses of the paraphrase pairs were mainly based on motivic and thematic aspects from the perspective of an artistically researching pianist and improviser. Subsequently, some phenomena from the compositions that show a proximity to improvisation - such as introductions, cadence insertions, various types of motif processing, accompaniment techniques, collage techniques, etc. - were examined in more detail. It could be established that an improvisatory gesture predominates in the paraphrases of both composers. Nevertheless, Liszt's paraphrases are not to be understood as written improvisations. Rather, they are meticulously crafted compositions that establish a connection to the original opera in almost every bar and at the same time have a strong focus on a 'dramatizing' presentation of the themes. Thalberg, on the other hand, uses much more of his own musical material. His works are closer to improvisation, but have far fewer 'dramatic extremes'. In the final part of the thesis, various experiments were carried out to determine which findings from the analyses could be transferred to my own artistic improvisation practice. It was found that some of the phenomena mentioned above (e.g. introductions and cadence insertions) are excellently suited to improvisation and could enrich and improve my individual improvisational skills through targeted practice.